Hilfe für die Nomaden und HalbNomaden von tafraout
Das Hochtal von Tafraout im Jbel Bani-Gebirge mit seinen weit verstreuten Gehöften liegt etwa zwei Autostunden von Zagora entfernt. Strom gibt es erst seit 2016. Die Bewohner von Tafraout haben in den letzten Jahren etappenweise zwei Straßen durch das Tal gebaut, wobei sie vom Staat mit Material unterstützt wurden. Je nachdem, wo man in Tafraout wohnt, gibt es mehr oder weniger Wasser, denn das Tal wird von einer unterirdischen Wasserader wie ein Fluss durchzogen. So sind auch die Brunnen unterschiedlich tief, z.B. ca. 140 m bei der neuen Nomadenschule, die in der Nähe des Taleingangs liegt. Bei Bedarf pumpen die Bewohner Wasser entweder in einen offenen Behälter, der einige hundert Meter vom Haus entfernt steht, oder eine Wasserleitung führt in die Nähe des Wohnhauses. Frauen und Kinder schleppen täglich viele Wasserkanister in ihre Häuser. Toiletten und Duschen gibt es kaum. Zum Kochen verwenden sie neben Gas auch Holz, das sie auf ihren täglichen Wanderungen sammeln. Der Erlös aus dem Verkauf von Wassermelonen wurde offensichtlich nicht in die Verbesserung der Wohnsituation investiert.
Die Nomaden in den Bergen entnehmen Wasser, soweit vorhanden, aus Wasserlöchern oder laufen mit einem Esel zu einem weiter entfernten Brunnen. Dort wird dann auch die Wäsche gewaschen.
Seit 2012/13 hat sich die Landwirtschaft im Tafraoutal sehr verändert. Wassermelonen reifen im Süden Marokkos als erste im Land und so wurden seitdem fast ausschließlich Melonen angebaut und traditionelle Pflanzen vernachlässigt. Der Staat hat den Bauern geholfen, indem er Wasserspeicher und Pumpstationen gebaut hat. Die Pumpen laufen den ganzen Tag, viele davon solarbetrieben. Nachts werden sie auf Gas umgestellt. Auch ehemalige Nomaden kauften Land und pflanzten hauptsächlich Wassermelonen an. Anfangs brachten die Melonen viel Geld, doch inzwischen gibt es Probleme. Durch Überangebot und folglich sinkende Preise, haben sich einige Bauern bereits verschuldet. Da es seit 2019 kaum geregnet hat, beschloss hat die Regierung, dass jede Familie nur noch einen Hektar Wassermelonen anbauen darf. Außerdem darf kein Land mehr an auswärtige Investoren verkauft oder verpachtet werden. Im Jahr 2022 wurden bereits wieder Getreidefelder, Gemüse und Henna angepflanzt.
Eine erste Alternative zum Melonen-Anbau bietet das Heilpflanzen-Projekt, welche vom Hand in Hand-Fonds der „Deutsche Umwelthilfe e.V.“ https://www.duh.de/zielgruppen/internationales/hand-in-hand-fonds/hand-in-hand-fonds-foerderprojekte/ gefördert wird.
Hafid Benyachou berät die Nomaden und hilft ihnen aktiv, ihre Interessen außerhalb der Wüste zu vertreten. So gründete er zusammen mit den Bewohnern von Tafraout den Verein „Association Akabar for Sustainable Development and Culture – الثقافة و للتنمية أكابار جمعية“
Hafid Benyachou und die Nomaden der Association Akabar haben die Nomaden des Bouhjab-Gebietes aktiv bei der Gründung einer eigenständigen Nomadenvereinigung unterstützt, die wie die Association Akabar ihre Angelegenheiten selber regelt und mit Behörden und anderen Stellen außerhalb der Wüste in Kontakt tritt: Association of Nomads Cavaran for Development in the Desert. People of Bouhjab-Elbayd.
Aktueller Stand 2024, Hafid Benyachou schreibt: Die Auswirkungen der Sahara-Wüste in Marokko sind enorm. Der Sand bewegt sich schnell und bedeckt fruchtbares Land. Fast alle Gouverneure in den Saharagebieten wie Errachidia und Tata haben den Anbau von Wassermelonen gestoppt, mit Ausnahme des Gouverneurs von Zagora, der den Anbau von Wassermelonen trotz einer langen Dürre von mehr als sechs Jahren noch erlaubt.
Die Wasserquellen trocknen aus, die Palmen sterben ab. Nomaden, die seit Jahrhunderten in der Sahara zu Hause sind und in der Wüste immer Nahrung und Wasser für ihre Tiere gefunden haben, sind nun gezwungen, sich in Dörfern, Städten oder sogar außerhalb des Landes ein neues Leben aufzubauen. Für viele Menschen ist ein solcher Umzug unerschwinglich und unmöglich, so dass sie an diese Region gebunden sind. Nomaden verkaufen ihre Tiere und haben gerade genug Geld, um sich in Häusern niederzulassen, die seit Jahrhunderten von den Stämmen bewohnt werden. Andererseits verlassen immer mehr Menschen die alten Dörfer. Wir sind gezwungen, nachhaltige Lösungen zu finden, nachhaltige Sahara-Touren (bei denen Kunden Touren mit Einheimischen buchen, um diese zu ermutigen, dort zu bleiben, wo sie leben), nachhaltige Landwirtschaft (viele Pflanzen kommen jetzt mit weniger Wasser aus und helfen, den Regen in der Region zu halten) usw. Solarzellen und Windenergie, um nachhaltige Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung zu schaffen.
Hilfsprojekte
Die Nomadenfamilien von Tafraout werden seit vielen Jahren mit großem Engagement unterstützt von:
- der Italienischen Gesellschaft „Associazione Mondo Incantato„ – https://www.assmondoincantato.com/ Errichtung von Nomadenschulen und Finanzierung der Lehrer, einmal jährlich besucht eine Delegation der Gesellschaft die Familien von Tafraout. Eine mitreisende Ärztin steht der Bevölkerung zur Verfügung.
- FAO – durch Initiative der „Mondo Incantato“ Finanzierung der 2. Nomadenschule im Tafraout-Tal – http://www.fao.org/home/en/
- der Gesellschaft „Ingenieure ohne Grenzen“, Bau und Finanzierung von Brunnen, Hochcontainer und Leitungen, Unterrichtung der Bevölkerung in Wasserhygiene-Maßnahmen
- http://www.ingenieure-ohne-grenzen.org/de/Projekte: Die „Ingenieure ohne Grenzen“ engagierten sich mehrmals im Tafraout-Tal. So wurden 2015 und 2016 die Brunnen und die Wasserqualität untersucht, Leitungen verlegt und ein Hochcontainer an der neuen Nomadenschule gebaut.
- https://www.betterplace.org/de/projects/33606-verbesserung-der-wasserversorgung-fur-berberfamilien-implementierung
- Sparkasse Markgräflerland 2013: Bau eines Wasserhochbehälters aus Spendengeldern an der ehemaligen Nomadenschule. Die Wasserleitung wurde einige hundert Meter unter einem Feld bis zum Schulgelände verlegt. Zusätzlich erhielten die beiden Toiletten fließendes Wasser und eine große Küche wurde angebaut. Einige Jahre später erhielt die Schule einen eigenen Brunnen.
Der Hand in Hand-Fonds der „Deutschen Umwelthilfe e.V.“ https://www.duh.de/zielgruppen/internationales/hand-in-hand-fonds/hand-in-hand-fonds-foerderprojekte unterstützt die „Association Akabar for Sustainable Development and Culture – الثقافة و للتنمية أكابار جمعية “ bei folgendem Projekt, das im vergangenen Jahr von Hafid Benyachous Trekkinggast Annett Z. angeregt und im Sommer 2019 gestartet wurde. In diesem Projekt sollen die Landfrauen in der Region Tafraout/Jebel Bani zum Anbau von Heilkräutern und Tee angeregt werden, um das Wissen um die Heilpflanzen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Der erste Schritt des Projektes besteht darin, Heilpflanzen im Jebel Bani und im Dünengebiet zu finden, aufzuschreiben und zu fotografieren. Dazu werden die älteren Nomadenfrauen, die ihr Wissen bisher nur mündlich überliefert haben, befragt und anschließend die entsprechenden Pflanzen gesucht, fotografiert und die Ergebnisse schriftlich festgehalten.
In der zweiten Projektphase ist der Anbau von geeigneten Heilkräutern auf gekauften oder gepachteten Feldern im Hochtal von Tafraout geplant. Die Bewirtschaftung der Felder soll durch Frauen erfolgen. Auch die Vermarktung und der Verkauf sollen in den Händen von Frauen liegen, denen durch dieses Projekt ein eigenes Einkommen ermöglicht wird. Ziel ist die Gründung einer Frauenkooperative. Das Projekt soll Alternativen zum Wassermelonenboom bieten. Die negativen Auswirkungen sind bereits spürbar.
Projekt-Update zum September 2020:
Hafid Benyachou erklärt: Unsere Vereinigung „Association Akabar for Sustainable Development and Culture – الثقافة و للتنمية أكابار جمعية جمعية“ hat zusammen mit dem Hand in Hand – Fonds ein Kräuterprojekt für Frauen in Tafraout/Sahara gestartet. Die Idee war, Kräuterpflanzen zu suchen, die unsere Eltern nutzten und heute noch nutzen, um sich fit und gesund zu halten. Das Projekt zeigt der jungen Generation der beiden Nomadenschulen von Tafraout/Sahara, welche Bedeutung diese Kräuterpflanzen in unserem Leben haben und soll die Schülerinnen gleichzeitig zum Anbau von Kräutern anregen. Das Kräuterprojekt bietet insbesondere Frauen die Möglichkeit, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Im Rahmen des Projektes wurden den Schülerinnen auch einige Computer zur Verfügung gestellt. So kamen sie zum ersten Mal mit der Welt der Computer in Berührung.
Private Unterstützung durch Trekkinggäste:
1. Projekte aus Spendengeldern unserer Schweizer Trekkinggäste:
- Spenden für die medizinische Versorgung der Nomadenfamilien des Jebel Bani Gebietes
- Entsanden bzw. Vertiefung einiger Brunnen im Gebirge
- Einschaltung von Juristen zur Klärung der Landrechte der Nomaden des Jebel Bani und Überprüfung der Rechtmäßigkeit eines Urteils.
- Ausbesserung von Trekkingpfaden abseits im Gebirge
- Unterstützung der Nomadenschulen von Tafraout
- Am 14.12.2018 erhielt eine in Not geratene Nomadenfamilie ein geschlossenes Zelt
- September 2019: Bau eines neuen Brunnen
- Mai/Juni 2024: Vertiefung und Ausbesserung eines vorhandenen Brunnens im Oued Amhasser/Jebel Bani
2. Sonstige Spenden-Aktivitäten:
Julia Franke, Trekkingreisende bei Hafid, hat für das Akabar – Sahara Treks Team diese sehr schönen „Marokko-Nomaden T-Shirts“ mit Holzstempeln aus eigener Herstellung bedruckt.